Yesterday Line – Mit dem letzten Passagierschiff der Nordatlantik-Linie nach New York

Aus einer Bespre­chung (epd Nr. 20 vom 16. März 1977)

Die­se Kopetz­ky-Doku­men­ta­ti­on wird eines nicht fer­nen Tages wohl his­to­ri­schen Wert haben. Es ist eins der gro­ßen SFB-Fea­tures, ganz im Peter‑L.-Braun-Stil. Sei­ne Autoren haben von ihm nicht nur gelernt, Infor­ma­tio­nen span­nend zu machen und das umfang­rei­che Mate­ri­al so auf­zu­ar­bei­ten, dass es akus­ti­sche Kon­tra­punk­tik mit rea­lis­ti­scher Schär­fe ver­bin­det. Hier merkt man auch die Text-Schu­lung durch einen sprach­emp­find­li­chen Meis­ter­jour­na­lis­ten. “Und abends / in der Bar mit dem roten Flü­gel / und dem roten Schum­mer­licht / drückt Flo Glenn aus Har­lem / heim­weh­kran­ke Mana­ger an ihre Brut­to-Regis­ter­ton­nen-Brust / strei­chelt sie / mit der hei­se­ren Stim­me …” Die­se Spre­cher­tex­te schaf­fen tat­säch­lich Atmo­sphä­re, und sie sprin­gen aus der Bar oben in den Lum­pen­ball der Mann­schafts­mes­se. Sie zei­gen “Die Stadt unter der Stadt”, und wir hören sie. Hören die Tur­bi­nen­ge­räu­sche, wie sie auf krei­schen­de 5000 Tou­ren gebracht werden.

(…) Wäh­rend man so das Schiffs­le­ben immer leben­di­ger mit­be­kommt, ver­nimmt man die ers­ten selt­sa­men, bald unheim­li­chen Geräu­sche, die einen Sturm ankün­di­gen … Wind­stär­ke 9 bis 12 – das ist Ori­gi­nal­ton, das peitscht auf, das macht die Schiffs­rei­se zum Hör­erleb­nis. Und wenn (…) die­ses for­ciert luxu­riö­se Bord­le­ben sich als Tanz auf dem nas­sen Vul­kan mit­teilt, dann bekommt man als Hörer Titanic-Gefühle …

MANUSKRIPTE