Aus einer Besprechung (epd Nr. 20 vom 16. März 1977)
Diese Kopetzky-Dokumentation wird eines nicht fernen Tages wohl historischen Wert haben. Es ist eins der großen SFB-Features, ganz im Peter‑L.-Braun-Stil. Seine Autoren haben von ihm nicht nur gelernt, Informationen spannend zu machen und das umfangreiche Material so aufzuarbeiten, dass es akustische Kontrapunktik mit realistischer Schärfe verbindet. Hier merkt man auch die Text-Schulung durch einen sprachempfindlichen Meisterjournalisten. “Und abends / in der Bar mit dem roten Flügel / und dem roten Schummerlicht / drückt Flo Glenn aus Harlem / heimwehkranke Manager an ihre Brutto-Registertonnen-Brust / streichelt sie / mit der heiseren Stimme …” Diese Sprechertexte schaffen tatsächlich Atmosphäre, und sie springen aus der Bar oben in den Lumpenball der Mannschaftsmesse. Sie zeigen “Die Stadt unter der Stadt”, und wir hören sie. Hören die Turbinengeräusche, wie sie auf kreischende 5000 Touren gebracht werden.
(…) Während man so das Schiffsleben immer lebendiger mitbekommt, vernimmt man die ersten seltsamen, bald unheimlichen Geräusche, die einen Sturm ankündigen … Windstärke 9 bis 12 – das ist Originalton, das peitscht auf, das macht die Schiffsreise zum Hörerlebnis. Und wenn (…) dieses forciert luxuriöse Bordleben sich als Tanz auf dem nassen Vulkan mitteilt, dann bekommt man als Hörer Titanic-Gefühle …
➤MANUSKRIPTE