Brasilien:
Für das Goethe-Institut und den SFB 1989, 1990 und 1991 Leiter mehrerer Workshops über “Schöpferische Rundfunkarbeit” (“Criatividade radiofónica”) in São Paulo, Salvador, São Luiz, Fortaleza, Belèm, Brasilia.
Radio-Forum 1997 in Rio de Janeiro.
Auf Brasilianisch klingt „Feature“ wie „Future“ – Bericht über zwei Fachseminare und einen Workshop in Brasilien an das Goethe-Institut und die mit-unterstützende Feature-Abteilung des SENDER FREIES BERLIN, August/September 1989:
► „Mostrar que os programas radiofônicos de repotagem podem ser feitos de uma maneira diversa da habituel“ … „Zeigen, dass dokumentarisch Radioprogramme anders gestaltet werden können als üblich“ – diese Arbeitsvorgabe stand in einer Ankündigung des „Jornal da Bahia“ unter der Überschrift „Criatividade radiofônica”.
Mit ganzer Wucht überkam mich jene „übliche“ Audivisionswelt schon beim ersten neugierigen Ritt durch die Radio- und TV-Kanäle im Hotelzimmer gleich nach der Ankunft (…) Mit wenigen Ausnahmen ist Radio – “chádschu” sagen die Brasilianer – ein Sektor der Konsumgüter-Industrie, Abteilung Reklame. Der uniform-marktschreierische Sprechgestus der Moderatoren herrscht auch in den superkurzen, spärlichen Nachrichtenblöcken vor. Der FM-Radiomacher verlässt nie das Studio zu Außenaufnahmen. Er hat noch nie ein Tonband zerschnitten, nie montiert, noch niemals O‑Töne gemischt. Er verrichtet seinen 4‑Stunden-Schichtdienst ausschließlich am Mikrophon (…)
Kommerzielle wie nichtkommerzielle Radiostationen arbeiten großteils mit schlecht bezahlten, sozial kaum abgesicherten free lancers. Fast alle sehen sich gezwungen, zwei bis drei Jobs auszuüben. So auch die Seminarteilnehmer, Durchschnittsalter 30 Jahre. Da schlief schon mal einer bei Gruppendiskussionen ein.
Vollmundig erklärte ich zu Anfang: „Sie werden in diesem Seminar keine Tricks erfahren, wie Sie im bestehen Mediensystem reibungsloser und effektiver funktionieren können. Wenn Sie kein weiteres Rädchen in der Reizberieselungsmaschine werden wollen, müssen Sie an der Veränderung des Mediensystems mitwirken!“
Inmitten des subtropischen Dauerlärms bei geöffneten Fenstern und Türen reduzierte ich bald den Appell auf eine theoretische und praktische Auseinandersetzung mit den akustischen Gegebenheiten der Umwelt. Manche Hörer nahmen nun wohl zum ersten Mal das Grundgeräusch der 13-Millionen-Megastadt Sao Paulo wahr, und über die Alltagstechnik des selektiven Hörens gelangten wir zur selektiven Aufnahme von O‑Tönen und zum Umgang mit den aus der Klangumgebung herausoperierten Einzelsignalen bei der anschließenden Mischung (…)
Leider bleiben solche Essentials unserer Featurearbeit für die Mehrzahl der brasilianischen Kollegen bloße Theorie, so lange der Kampf um die materiellen Grundbedingungen alle Kräfte, alle Phantasie erfordert. Ernüchtert, aber auch gerührt sah ich zu, wie die Gruppe mit einfachen Cassettengeräten aus brasilianischer Produktion, sog. „Ghettoblasters“, zu hochgesteckten Zielen aufbrach (…) ◀︎
Mexiko:
Feature-Workshop in Mexico City (Universidad del Claustro de Sor Juana, 1996).
USA: Goethe-Institut, “Deutsches Haus” New York und NY State University 1992.
National Conference der Association of Independents in Radio (AIR), Washington 1994.
“Open Your Ears” Conference, Washington 2004.
NEW YORK UNIVERSITY, EVELYN McVEIGH, AN GABRIELE BECKER, GOETHE INSTITUT 1014 FIFTH AVE.
13. NOVEMBER 1992:
► Dear Ms. Becker,
I am writing to extend to you and the Goethe Institute my thanks and the gratitude of the Department Radio / Sound Area for having made possible Helmut Kopetzky’s recent visit to New York.
His visit made it clearer to us that there is nothing quite like the German radio feature in the United States, and it was of great value to all our students, to hear the work of this extraordinary man and his colleagues at Sender Freies Berlin.
His genuine warmth and willingness to share his experiences and his infectious enthusiasm for radio and sound all had a profound effect on many of our students. Weeks later many of them are still talking about some of the selections he played, and some of them will undoubtedly be inspired to attempt to do similar things on their own (…) ◀︎
Polen:
Treffen junger polnischer Radio-Dokumentaristen in Bialystok 1995.
Seminarium Reportazu in Kazimierz 1996 und Biela Bialska 1997.
Festival Junger Dokumentaristen in Szczeczin 1999 und 2000.
Niederlande:
Feature Festival “Boundless Sound”, Amsterdam 1995, 1997 und 2001.
Radiolabor, Walter-Maas-Huis, Bilthoven 2001.
Republik Irland:
Feature-Seminare Dublin (1995) und Limerick (2007).
Ecuador:
Seminar der CEDEP + Humboldt-Gesellschaft in Quito (1996).
Rumänien:
Originalton-Seminar 1998 für den rumänischen Rundfunk und Goethe-Institut in Bukarest. Follow-up-Seminar in Bukarest 1999.
Vortrags-Veranstaltungen an der privaten “Gheorghe-Cristea”-Universität Bukarest und dokumentarischer Praxis-Kurs in Cluj (Klausenburg) 1999.
Kenia:
Feature-Workshop (für Goethe-Institut und SFB) in Nairobi 1994.
Schattenboxen in Ostafrika – Bericht an das Goethe-Institut über einen Feature-Workshop in Nairobi, 13. bis 24. Juni 1994
► (…) Seit Wolfgang Bauernfeinds Seminar vor zwei Jahren hatte sich das Klima abgekühlt. Damals notierte er noch in seinem Abschlussbericht: „Es knistert im Land, und in meinem Seminar spüre ich Offenheit“. Das politische Barometer, noch auf „Veränderlich“ stehend, zeigte nun eher „Stagnation“ an.
Erster Eindruck: Zurückhaltung beim Formulieren eigener Meinungen. Vergnügtes Abwarten. Fragend wühlte ich mich durch die Seelenschichten der jungen afrikanischen KollegInnen, legte Ängste bloß: „Darf ich beim Interview einen Minister, der sich hinter seinem Schreibtisch verschanzt hat, aus aufnahmetechnischen Gründen zum Sitzplatzwechsel auffordern?“ Und immer häufiger das Wort „Zensur“. Was „geht“ gerade noch? Wie verpackt man Wahrheiten als Konterbande?
Zunächst also: Auftauen, Mutmachen, Kampf der Selbstzensur. So kam die Rolle der Publizistik in einer offenen Gesellschaft auf die Tagesordnung – und die Rolle jedes einzelnen Medienmitarbeiters. Der Produktions-Workshop – das Thema hieß “BLACK AND WHITE / The challenge of living together“ – geriet auch zum berufsethischen Seminar.
Freilich: Den Eindruck des Schattenboxens wurde ich nie ganz los. Hatten diese intelligenten, humorvollen, begeistert diskutierenden BerufskollegInnen die leiseste Chance, das gemeinsam Erarbeitete unter den gegenwärtigen Bedingungen je anzuwenden? Und wie sollten sie angesichts der (verordneten) Armut an Geräten und Material brauchbare Dokumentar-Features zustandebringen?
Ich sah, wie sich Studenten mit stumpfen Rasierklingen beim Bänder-Cutten abquälten und altes Video-Klebeband – höchstens noch zum Fliegenleimen brauchbar – in schmale Tonklebestreifen zerschnitten. Ich sah die aus Mangel an Lötzeug zusammengeknoteten Kabel und das verlegene Achselzucken der miserabel bezahlten technischen Angestellten.
Und dennoch haben wir gearbeitet, acht bis zehn Stunden täglich. Und hatten Freude daran. Die Teilnehmer brachten mir bei, wie ich am besten mit ihren Alltagsschwierigkeiten fertig werden konnte. Sie haben mich mit menschlichen und beruflichen Erfahrungen belohnt. ◀︎
Moldawien:
Originalton-Seminar für Teleradio Moldova und Goethe-Institut in Chisinau, 1998.
Argentinien:
Seminar “Schöpferische Rundfunkarbeit” in Cordoba auf Einladung des Goethe-Instituts, 1999.
Tschechische Republik:
Feature-Grundlagen, Czesky Rozhlas, mit Edwin Brys, 2007.
Deutschland:
Workshops mit Funkautoren aus den neuen Bundesländern beim Mitteldeutschen Rundfunk, Leipzig, im März und April 1992 und bei DS-Kultur Berlin im Januar 1993 (Aufnahme- und Studio-Technik, Dramaturgie, Schreiben für den Rundfunk, Reportage-Theorie).
Feature-Seminar, Deutsches Institut für publizistische Bildungsarbeit / Rundfunk-Bildungszentrum Dortmund 1993.
Radio Bremen 1993. Evangelische Akademie Nordelbien, Berlin 1994. Evangelische Journalisten-Schule Berlin 1996.
Workshops mit Feature-Autorinnen / Autoren des DLR Berlin 1999, 2000, 2001, 2002, 2003 im Studio Kopetzky / Knesebecksraße 89.
Feature-Werkstatt “Regional — Die lange Form” (BR/ZFP) Übersee/ Chiemsee 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2008, 2009, 2010, 2011.
Feature-Workshops des Hessischen Rundfunks, Frankfurt a. M. 2002 und 2007.
Gruppenprojekt “Michael Jackson — Ein Phantombild”, Deutschlandradio Berlin 2003.
Aufnahmetechnik-Workshop, Saarländischer Rundfunk 2006.
Dramaturgie, Deutschlandfunk 2006.
Radiophone Gestaltung von Kurzbeiträgen, BR-Studio Ostbayern, Regensburg 2010.
Feature im Hörfunk (München 2011) sowie Technik-Workshops für den Bayerischen Rundfunk in München und Nürnberg.
“Sie hören (nicht) die Aufnahme — Von der Rekonstruktion der akustischen Wirklichkeit im Studio”, Workshop an der Bauhaus-Universität Weimar 2012.
Feature-Workshops (Dramaturgie und Technik), NDR 2013 und 2014.
Workshop “Dramaturgie des Radio-Erzählens”, Bauhaus-Universität Weimar, 2013
EBU MASTER SCHOOL on RADIO FEATURES:
Radio documentary development project – gemeinsam entwickelt mit Nathalie Labourdette (Leitung), Edwin Brys und Stephen Erickson.
Coach 2002/03 (Oslo / Brüssel / Berlin / Zagreb); 2004/05 (Berlin / Brüssel / Wien); 2005/06 (Berlin / Brüssel / Kopenhagen / Prag); 2007/08 Berlin, Brüssel, Halle, Ostrava, Sofia).
Zu den Coaches gehörten u. a. Lisbeth Jessen, Nikolai von Koslowski, Michael Lissek, Leslie Rosin, Annick Lesage, Liam O’Brien und Eva Roither.
Teilnahme an Coaching-Seminar der EBU / Media Academie in Hilversum 2006.
VORTRÄGE UND DISKUSSIONSBEITRÄGE u. a.
Radio Prag / Station “Vltava” und Verband der tschechischen Rundfunk-Künstler (Prag 1992) über “Dokumentarische Rundfunkformen in der Bundesrepublik Deutschland”.
Museum für Gestaltung, Basel 1994: “Inszenierte Geräusche — Die Wiederherstellung der Wirklichkeit im Radio”.
Radio-Forum des Prix Italia, Neapel 1996: “Information, Opinion, Provocation –- The Radio Feature of the Nineties” und Radio-Forum des Prix-Italia, Ravenna 1997: “Please — make me laugh !”
Prix Europe, Berlin 1997 / Marktplatz der Ideen: “Laugh out”.
International Feature Conference, Warschau 1998 (“The Art of Dramaturgy”) und Berlin 2000 (“Orson Welles”).
Hearing “SOS Feature”, Prix Europa, Berlin 2001.
BBC-Konferenz “The Future of the Radio Feature” (“Seductive Radio and the Documentary Idea”), London 2002.
“Feature-Theorie und ‑Praxis”, Uni Hildesheim 2003.
“Der Stein und das Bewusstsein” — Diskussions-Veranstaltung an der Fachhochschule Fulda über “Autonome und Autonomie” (2005).
Vortrag über Akustische Dramaturgie, “Plopp”-Wettbewerb, “Hau” Berlin 2005.
International Feature Conference, Wien 2006 (“Openings and Endings”).
“First person singular — Die Wiederentdeckung des Autors im Radio-Feature” (mit Michael Lissek, Woche des Hörspiels, Berlin 2007).
Nordkolleg Rendsburg 2010 und 2011.
“Schreiben mit dem Mikrophon”, Schreibwerkstatt Radio, Leipzig 2008 und 2010.
“Leichenschmaus im Café Exit” > Vorführung und Diskussion, Bremer “Hörkino”, 2008. In der gleichen Reihe “Männer im Mutterland” (2009), “Liebe und andere Zwischenfälle (2011) und “Der Kunstkopf-Mann” (2019).
Europawelle Saar, Vortrag über die Zukunft großer Radioformate (2008).
“Schreiben mit Originalton” — Veranstaltungsreihe mit Features von H. K. in der Bibliothek Petershagen / Fredersdorf (2008 / 2009).
“Features mit Sog und Kraft” — Seminarleitung “School of Media”, Leipzig, 2009.
ARD Feature-Treffen, Köln: Vorführung und Diskussion “Der Unbelehrbare” (NDR 2010).
Studentisches Oh!-Ton-Festival Potsdam 2011, Vorführungen und Diskussionen (“Der Unbelehrbare”, “In den Tod — Hurra!”, “Meine Entdeckung des Sound”).
Vortrag an der Bauhaus-Universität Weimar: “ICH –- Formen der Subjektivität im Dokumentar-Radio” (2012).
“Objektive Lügen — Subjektive Wahrheiten”, Buchvorstellung und Diskussion, DX-Camp des Rhein-Main-Radio-Club, Wetzlar 2013.
“Feinde wie wir — Jugend auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs” – Öffentliche Vorführung und Diskussionen im Vonderau-Museum Fulda, der Hermann-Lietz-Schule (Internat Schloss Bieberstein) und im Fuldaer Domgymnasium mit 160 Schülern sowie im Kulturverein Lauterbach / Vogelsberg (2014).
Einstein-Forum, Potsdam: Vortrag “Hören ist Erinnern – Über die Ambivalenz des Sound” (Januar 2015).
Jahrestagung des Studienkreises “Rundfunk und Geschichte”: Einführungsvortrag “Von der Mindmap zum Hörfeature”, Potsdam 2016.
“Wenn Geräusche lügen” — Zwei Vorträge im Ferdinand-Braun-Berufsschulzentrum, Fulda (2016).
Öffentliche Vorführungen des Features “Der Kunstkopf-Mann” beim Kunstfestival in Pfaffenhofen a. d. Ilm.
Playback und Diskussion des Features “Hochzeit mit dem Feind” im Literaturhaus Halle an der Saale (Veranstaltungsreihe “Nachhall des Wandels”, 2020).
Teilnahme mit “Kunstkopf-Mann” und “Ernst Schnabel / Ein Mann im Wettlauf mit der Zeit” an der Ausstellungs-Reihe “Radiophonic Spaces” (Basel, Berlin, Weimar 2018/19).
Hörspielworkshop mit Flüchtlingskindern, Fulda 2016. Klanginstallation und Ratespiel der “Sounddetektive” in der Kinder-Akademie, Fulda 2019.
Vorführung und Diskussion des Features “Auch ich war ein Bittschön” (1993) in der Leipziger “Geräuschkulisse” aus Anlass der Buchmesse mit Tschechien als Gastland, 2019.
Mitarbeit am “Radioblog” im swr-Portal “Dokublog” seit Februar 2015.
Mitarbeit an der Ausstellung “ON AIR / 100 Jahre Radio” im Museum für Kommunikation (Berlin, 2. Oktober 2020 bis 29. August 2021). In der Audiothek “Das Radio als Welterzähler” und “Der Kunstkopf-Mann”.
LEHRAUFTRÄGE
der Universität Leipzig, Fachbereich Kommunikations- und Medienwissenschaften, im Wintersemester 1993/94 (“Originalton im Hörfunk-Feature –- Möglichkeiten und Grenzen”) und im Sommersemester 1994 (“Radiofeature international”).
VERSCHIEDENES:
Eröffnung der Hörkino-Reihe im Berliner Zeughaus Unter den Linden mit “Hochzeit mit dem Feind” 1991 (Wiederaufführung des Features mit Diskussion im ARD-Hauptstadtstudio 2010).
Vier Jahre ARD-Vertreter in der Feature Project Group der EBU, Genf.
Mitglied der Project Group zur Vorbereitung und Durchführung der Internationalen Feature-Konferenzen 1996 in London, 1997 in Oslo und 1998 in Warschau.
Mit Wolfgang Bauernfeind, Gabriele Auensen-Borgelt, Alfred Behrens, Elfriede Czurda und anderen Initiator der “Funk-Stunde” in der Neuen Gesellschaft für Literatur, Berlin: Öffentliche Vorführung bzw. Live-Produktion und Diskussion von Features und Hörspielen im Deutschen Rundfunkmuseum und in der “Galerie am Chamissoplatz” in den 80er Jahren >
AUS EINER ART MANIFEST (1980):
► Für die Autoren der Gruppe ist Radio ein unübertroffenes, nie veraltendes Instrument für den Austausch von Gedanken und Empfindungen – autonomes akustisches Medium inmitten der Bilderflut. Sie schätzen den Verzicht auf das Optische als Stärke, die einfachen Mittel (Wort, Geräusch, Pause) als Reichtum. Sie setzen auf die Mitarbeit, die Phantasie der Hörenden. Sie wehren sich gegen Tendenzen, den Medienmarkt für den raschen Umschlag von bequemer, anspruchsloser Ware herzurichten. Meist geschichtslos aufgewachsen in der Nachkriegszeit, suchen sie nach Wurzeln, nach Bezügen, Vorbildern – und entdecken sie in den hoffnungsvollen Jahren der ersten deutschen Republik, in den beherzten Anfängen der zweiten: den Funk-Experimenten, Radiotheorien, Arbeiter-Radioclubs der 20er, den Sendungen des Nordwestdeutschen Rundfunks der frühen 50er Jahre (…) Die BERLINER FUNKSTUNDE, das erste regelmäßige Radioprogramm aus dem Vox-Haus am Potsdamer Platz, machte aus Dichtern und Literaten auch die ersten Funkautoren: Benn, Döblin, Kasack, Kaiser, Lasker-Schüler, Werfel, Barlach, Brecht (…) ◀︎
WISSENSCHAFTLICHES:
u. a. Diplomarbeit von Elke Thiele (Universität Leipzig): “Zur Methode des Hörfunkfeatures — Eine Untersuchung ausgewählter Arbeiten Helmut Kopetzkys”, 1993. Fortschreibung durch Katja Schmidt in ihrer Bachelorarbeit, Universtität Leipzig, (2009).
Diplomarbeit von Dörte Fiedler: “Gestaltete Realität –- Tendenzen im Radio-Feature”, 2007.
Diplomarbeit von Robert Rymes: “Umgang mit fremdsprachigen O‑Tönen im Radio-Feature”, 2008.
Masterarbeit von Katinka Schmitt über den Autor Helmut Kopetzky in Form eines einstündigen Radio-Features (FU Berlin, “Angewandte Literaturwissenschaft”, 2009).
Promotionsprojekt “AMBIENT SOUND als Gegenstand praktischer Gestaltung und künstlerischen Wissens – Geschichte und Ästhetik der ATMO”, eingereicht von Fritz Schlüter, UdK Berlin > Zuarbeit ab Sommer 2019.
Wir Mutmacher
Unsortierte Beispiele aus der großen Zahl persönlicher Support-Schreiben als Autoren-Kollege, Feature-Redakteur und Coach
Liebe Frau …
zunächst vielen Dank für das Vertrauen, das Sie in mich setzen. Nun könnte ich gleich die männliche Kassandra ‘raushängen – etwa mit den Worten: “Muss es unbedingt das Feature sein ?” Ich könnte Ihnen beschreiben, wie selten selbst gestandene Autoren/Autorinnen es z. Z. ins Programm schaffen u. s. w. Aber dafür liebe ich das Genre zu sehr. Und tatsächlich ist das immer noch mein “Traumberuf”.
Ehrlich will ich aber dennoch sein: Es gibt (und gab noch nie) einen beschreibbaren Ausbildungsweg ins Feature-Land. Auch ein bestimmtes Studium, das eher zum Ziel führt, könnte ich Ihnen nicht nennen. Auch wenn es ein wenig salbungsvoll klingt: Lebenserfahrung und Neugier, egal auf welchem Gebiet, sind die besten Voraussetzungen. Sie sollten sich für das journalistische Handwerk interessieren (und möglichst etwas Erfahrung im Recherchieren haben – sei ’s auch “nur” für die Schülerzeitung), technisches Interesse mitbringen (wer das Mikrophon außerhalb des Studios als störend empfindet, wird es schwer haben) und musikalisch – im weitesten Sinn – sollten Sie auch sein (ich meine: Sinn für Rhythmus und Gefühl für Klangfarben besitzen).
Mit den Feature-Redaktionen der ARD kommen Sie über sog. Exposés oder Treatments in Kontakt (Adressen unter den jeweiligen Sendern im Internet) – das sind Kurzbeschreibungen Ihres Themas und der Art, wie Sie es behandeln möchten. Eine Seite genügt.
Allerdings: Nur die ganz besondere Idee, der wirkliche Geistesblitz hat eine Chance, überhaupt wahrgenommen zu werden. Es muss IHR Thema sein — eine Story, die sonst niemand hat und niemand außer Ihnen so gestalten könnte. Leicht gesagt aber wahr. Als Redakteur beim damaligen SFB bekam sich pro Jahr schätzungsweise 250 Angebote, ganze 13 wurden realisiert. Und selten war ein Newcomer dabei.
Ich möchte Sie nicht entmutigen. Aber – bitte – hören Sie sich erst mal in der Szene um. Da bekommen Sie einen ersten Eindruck.Gern hätte ich Ihnen das alles persönlich erzählt. Aber z. Z. sitze ich auf den in Kartons verpackten “Trümmern” meines Studios, das ich aus privaten Gründen nach 34 Feature-Jahren von Berlin nach Fulda / Hessen verlege, und warte auf den Spediteur.
Vielleicht erzählen Sie mir gelegentlich unter obiger Mail-Adresse, wie es Ihnen bei der Suche nach dem Traumberuf ergangen ist.
Viel Glück ! (2005)
Als Coach der EBU MASTER SCHOOL an einen jungen niederländischen Kollegen:
Dear F.,
vielen Dank fuer die CD! Finally I listened to it — and I regret so much, not being able to follow the words. Meine Konzentration reicht immer nur fuer ein paar Saetze, as some people talk really fast, especially the young ones. So I tried to catch the form, tension, structure.
First of all: Your material is very well recorded, indeed. I also like your voice as narrator (told you already). Also, there is a number of convincing acoustic ideas in your treatments. I just got some problems with the pace and flow of both stories you suggest. Certainly there is much more development in the conversations, in the words, than I can figure out. My feeling is, that the outstanding natural tone of all your persons is treated dramaturgically in a rather “naturalistic” way. We are invited to feel, as if we were in the situations ourselves. But radio – as I take it – is a more distant medium. Time and pace in radio is different from “real life” and – being author and director in one person, you are the master to shape your recordings in a strictly personal way.
Mein Vorschlag: Be more brave, rigid, rough in putting your finger print on your program ! Sometimes I can feel your impact to follow your narrational fantasies, but I got the feeling, you forget about that after a while (?). We loose the author/narrator continuously down to the end. And it’s him, who gave us his guiding hand in the beginning. And we miss him !
Some formal elements like the musical Leitmotiv are used a bit too regular, repetitive, predictable.
So — on the whole: MEHR MUT !
Cordially yours …
Nach Wien
Liebe K.,
don’t panic ! Dein Bericht, den ich grad aus der Mailbox gezogen habe, liest sich doch gar nicht so schlecht! Erfahrungen, wie Du sie im Stadtpark gemacht hast, habe ich natürlich auch. Die einen haben schlicht Angst vor dem Mikrophon, die anderen sind wahrscheinlich ideologisch-verkopft (und haben auch Angst). Man kann sie nicht zwingen, bestenfalls verstehen.
Aber es bleibt ja noch eine Menge Material, um den ursprünglichen Plan nicht gleich fallen zu lassen. Dazu passt sehr gut, dass Du Dir ständig Deine Gedanken aufschreibst. Ich höre so etwas wie einen inneren Monolog — muss ja nicht der original Thomas-Bernhard-Ton sein, aber etwas davon kann ich mir schon vorstellen. Das würden wir ja — wenn’s dabei bleibt — vorher quasi als narration aufnehmen.
Wichtig ist im Augenblick, dass Du – neben den weiteren Interviews/Gesprächen – ein bißchen kreativ herumspinnst. Such’ in Deinen Aufnahmen nach geeignetem Material ! Also, bitte, nicht gleich alles transkribieren — das lähmt (seitenweise tipp-tipp-tipp …)! Mach’ Dir Notizen, schreibe einzelne geniale Sätze, aussagekräftige Töne etc. auf; male auf einem großen Papierbogen (mindestens A3) kreativ herum … So würde ich’s jedenfalls machen ! Halt’ Dir den Kopf frei !
Keep cool ! (19. 7. 04)
Zwei Mails nach Zagreb
(Im Anschluss an eine Masterclass – ich glaube 2003 oder 04 – bildete sich eine Gruppe von „Radiofuturists“, die ungefähr zweieinhalb Jahre zusammenhielt und mit ihrem Mailwechsel mehrere Büroordner füllte – nachzulesen im Deutschen Rundfunkarchiv / Konvolut Kopetzky)
Dear M., S. und C.
I very much enjoy your discussion about “being involved” ! The matter sounds rather simple — but only at the first glance. One of the tricky questions is: How close should I be to my “main character” and his/her story without loosing my critical sense.
One aspect of your discussion may has been neglected: There are different types of radio documentaries (and feature-makers). To talk about my own priorities: I consider myself as a journalist, approaching our genre from a journalistic angle.
To know, from which “observation point” resp. point of view resp. with which attitude I look upon my subject, makes it easier to solve those questions about “being involved”. I’m subjective – oh yes ! – but not necessarily friendly to “my” characters. I try to keep a certain distance (sometimes unsuccessfully, I confess). I fancy certain points of view of my “journalistic objects”, but I don’t patronize them. Being a journalist, I rarely can be the advocate of other peoples’ concerns.
To cut a long story short: Don’t involve yourself emotionally too much, but stay open and curious and even friendly to your characters and their situation. If you like them or not: make them live in your program!
Helmut
Dear friends (male + female) -
this is a joint letter to Croatia. When in Zagreb last time, you provided me with a number of CDs and manuscripts, and my intention was, to read and listen as soon as possible. Well — summer has come. For some weeks, Heidi and me are staying in her small house in Fulda — the place, where both of us grew up after deportation from former Czecho-Slovakia in 1946. There is a nice little garden behind my computer screen to look at while writing this letter. And finally, there was some time to read and listen and to think of this strange group called FEATURE TI MATER, composed of very nice (and sometimes also strange) members, whom I would like to meet much more often !
We talked about the tramway piece before. Now I listened to it for the first time.
Curious! And there should be many more such curious, odd pieces in our programs ! That’s for sure! Radio MUST irritate once in a while, stir up and occupy the fantasy of listeners. TV in general is plain surface, you see what you see – and that’s it (mostly). The problem, of course: More and more surface-surfers take over positions in the radio organizations.
I like the tramway piece, indeed — the idea, your provocative questions, certain sounds. Nevertheless, for my taste it’s a bit too much patch work, stitched together by little clips of archive music. The atmosphere which you promise in the (English) introduction doesn’t build up 100 percent, ‘cause montage spoils the atmosphere in a way. Motion is stopped several times. I’d prefer to be taken on a non-interrupted trip of increasing madness, being a passenger of this tram myself. Well — I may be wrong, not understanding details. But … think about it!
Srdan, good man — knowing you a little, let’s say 10 to 15 percent — I listened to “Music by the Way” (the final mix) as to a selfportrait ! It doesn’t matter, that I don’t understand the division of your piece into movements — well, you wanted it this way, and that’s OK … What a nice bunch of people, nightly ghosts, do we meet within those 29 minutes !
“By the way”: Am I right, that you don’t mention that Vlado is a taxi driver sitting in his car at the beginning? We don’t learn it before close to the end ! Sound doesn’t tell (?). Shouldn’t you give us scenery and location earlier, in one sentence, to put us on the trail ?
Pavlica, your feature reminds me of my own search for my and my families roots – Heidi’s as well because we came from the same part of the world. I like the light-hearted style of your narration (in contrast to the heavy German one — buuuh !) and a number of quite funny observations and scenes … “Not the Milovics. These were the Mamilovics !” Great !
Did you translate “Married in Istria 1900” for some international purpose – Prix something ? I didn’t hear about it before. The program should have a chance on the market place — which unfortunately is shrinking even in Germany.
Dear Tomica, what a shame that I didn’t see you in Zagreb during my short visit. Your sister gave me a small selection of your work which impressed me a lot.
Until last year I was an ignorant concerning poetry, and in fact much of the contemporary German poetic “production” (Günter Eich, Sarah Kirsch, even Ingeborg Bachmann) sounds rather pretentious, self-important, dark and dull. I didn’t and I don’t like it. Last year in Ireland, a friend gave me a small paper-back with poems of Paul Durcan, the Dublin poet (from Mayo), former vocalist of the rock group “Van Morrison”. And later I found more of his stuff like “Berlin Wall Café”. I also discovered his elder “spiritual brother” and forerunner Patrick Kavanagh.
Reading those poems, they opened a part of the literary cosmos for me which had been hidden before. In your poems, Tomica, I find “it” egain. How to define ? It’s YOU who is speaking to the reader — not her majesty, the literature herself. In your Brasilian texts, for example, I find many of my own observations and images when travelling through that country-continent — but with your eyes and ears … This poetry is not pretending to be eternal or even holy. It’s standing on the ground, putting it’s nose into the wind “in the hills above Petrópolis”, with “lungs full of air”.
A real discovery for me ! Whenever there will be new translations to English or French, I would like to get hold of them. And next time in Zagreb (or Berlin !) we must see each other.
And this wish goes to all of you !
Cordially your’s / herzlich …
Noch eine Mail als Coach der EBU Master School –
logistische Herausforderungen betreffend > Zeitökonomie.
Dear W.,
there is only one month left, till we meet in Brussels, and you have collected a suitcase full of tapes, notes, impressions and … silence, I guess (W’s Studienprojekt befasste sich mit … STILLE). To shape our common project more precisely, I’m asking you for a working agenda, which will help us to coordinate form, contents and dates.
There seems to be a lot of time down to the final deadline in November, but if we look closer at our calendars, there isn’t too much time indeed: Summer holidays are coming, and we all know that it will be difficult for some weeks to get hold of interview partners. Before the final production (three days only) all the material should be carefully selected and edited — so you will need pretty much time in September/October for listening, selecting, editing, writing commentary (if you intend to) and so on. Therefore I’m urging you, to e‑mail some details until 1st of June, which will be the deadline for “scenes and idea development”, as agreed in Oslo.
(1) Please try to find a TITLE, which gives a true and suitable idea of the programme (what is it all about ?) and which will “grip” listeners. Like the whole working plan it must not be the “last word”, but a first serious attempt of shaping your program !
(2) Try to fix your main THESIS in just one or two sentences (…) Often in our radio listener magazines (program journals), there are just two or three lines to explain the contents of a program !
(3) Which is the CURRENT STAGE of your research / recordings ? Good results ? Problems ?
(4) The estimated LENGTH of your programme ?
(5) Do you think, there will be a NARRATOR and/or a lot of SOUND WORK (montage) in the end ? Will you be the narrator yourself ?
(6) In which CONTEXT will your programme finally be broadcast by your station (special event, regular features pogramme) ?
Please understand: These questions should help you to clarify your working process. Though this workshop is called “masterschool” it still remains a workshop in which we assemble programs. And we do it together.
Good luck !
Suche nach dem Traumberuf
Antwort auf eine tastende Anfrage (2. 2. 2005)
Liebe R. S.,
zunächst vielen Dank für das Vertrauen, das Sie in mich setzen. Nun könnte ich gleich die männliche Kassandra ‘raushängen – etwa mit den Worten: “Muss es unbedingt das Feature sein ?” Ich könnte Ihnen beschreiben, wie selten selbst gestandene Autoren/Autorinnen es z. Z. ins Programm schaffen u. s. w. Aber dafür liebe ich das Genre zu sehr. Und tatsächlich ist das immer noch mein “Traumberuf”.
Ehrlich will ich aber dennoch sein: Es gibt (und gab noch nie) einen beschreibbaren Ausbildungsweg ins Feature-Land. Auch ein bestimmtes Studium, das eher zum Ziel führt, könnte ich Ihnen nicht nennen. Auch wenn es ein wenig salbungsvoll klingt: Lebenserfahrung und Neugier, egal auf welchem Gebiet, sind die besten Voraussetzungen. Sie sollten sich für das journalistische Handwerk interessieren (und möglichst etwas Erfahrung im Recherchieren haben – sei ’s auch “nur” für die Schülerzeitung), technisches Interesse mitbringen (wer das Mikrophon außerhalb des Studios als störend empfindet, wird es schwer haben) und musikalisch – im weitesten Sinn – sollten Sie auch sein (ich meine: Sinn für Rhythmus und Gefühl für Klangfarben besitzen).
Mit den Feature-Redaktionen der ARD kommen Sie über sog. Exposés oder Treatments in Kontakt (Adressen unter den jeweiligen Sendern im Internet) – das sind Kurzbeschreibungen Ihres Themas und der Art, wie Sie es behandeln möchten. Eine Seite genügt.
Allerdings: Nur die ganz besondere Idee, der wirkliche Geistesblitz hat eine Chance, überhaupt wahrgenommen zu werden. Es muss IHR Thema sein — eine Story, die sonst niemand hat und niemand außer Ihnen so gestalten könnte. Leicht gesagt … aber wahr. Als Redakteur beim damaligen SFB bekam sich pro Jahr schätzungsweise 250 Angebote, ganze 13 wurden realisiert. Und selten war ein Newcomer dabei.
Ich möchte Sie nicht entmutigen. Aber – bitte – hören Sie sich erst mal in der Szene um (folgt eine Anzahl inzwischen z. T. überholter Kontaktadressen).
Gern hätte ich Ihnen das alles persönlich erzählt. Aber z. Z. sitze ich auf den in Kartons verpackten “Trümmern” meines Studios, das ich aus privaten Gründen nach 34 Feature-Jahren von Berlin nach Fulda / Hessen verlege, und warte auf den Spediteur.
Vielleicht erzählen Sie mir gelegentlich unter obiger Mail-Adresse, wie es Ihnen bei der Suche nach dem Traumberuf ergangen ist.
Viel Glück !
Ihr …