Andreas Matzdorf in “FUNKKORRESPONDENZ” 20 / 2007
Autor Helmut Kopetzky gilt als Garant für hochwertige Feature-Beiträge (…) Er klagt nicht, er kommentiert nicht, er berichtet von sich selbst in der dritten Person und lässt ansonsten andere erzählen (…)
Überhaupt troff der Beitrag nirgendwo vor Betroffenheit, ganz im Gegenteil. Selbst größere psychische Katastrophen wurden eher beiläufig und mit viel Charme vermittelt – alles gut verständlich aber keineswegs trivial. So entstand ein intelligenter Beitrag, der zum Nachdenken anregte, ohne belehrend zu wirken, und der die Wissenschaft mit selbstverständlicher Leichtigkeit benutzte, ohne jemals auf populär-wissenschaftliche Mittel angewiesen zu sein.
In einem dreispaltigen Bericht über den Prix Europa konstatierten Christian Deutschmann und Frank Kaspar unter der Überschrift “Auf den Autor kommt es an” (FAZ vom 25. Oktober 2006):
“Bestand lange Zeit das Ideal eines ‘gutgemachten’ Radiofeatures darin, die Dinge sprechen und den Autor verschwinden zu lassen, so rückt (jetzt) das Persönliche in den Vordergrund. Nicht Sachverhalte, sondern eine Stimme, die von sich selber spricht; nicht Resultate, sondern der Weg einer Annäherung, mit Skrupeln, Überraschungen und Irrtümern …”
Auch Helmut Kopetzky hat wiederholt die Rückkehr “klassischer” Autoren und Autorinnen ins dokumentarische Fach propagiert — “Menschen mit Namen und Geburtsdatum, mit Neigungen, Meinungen, Kompetenzen und kleinen sympathischen Webfehlern” – so in CUT 04 / 2007 und ähnlich bei einem Streitgespräch mit Michael Lissek während der “Woche des Hörspiels” 2007 in der Berliner Akademie der Künste.
Das RBB-Feature “Männer im Mutterland” lotet den Grat zwischen biographischem Material und universeller Thematik besonders radikal aus. Die Hörer-Resonanz war außergewöhnlich.
Aus einigen Zuschriften:
“Nach der Arbeit (langer Tag) Rückfahrt von Telgte nach Ascheberg – Ihr Feature. Zufallstreffer. Nach 30 Minuten, um keinen Ton und kein Wort zu verpassen, vor dem Haus auf dem Parkplatz den Rest gehört. Regentrommeln. Das Haus dunkel, die beiden Söhne schon im Bett. Zeit also, den Sitz nach hinten zu stellen und etwas über sich selbst im historischen Kontext zu erfahren…”
“Ihre Sendung gestern Abend hat mich fasziniert, da ich einer der 20 Millionen europäischer Halbwaisen bin, von denen Sie sprechen. Auch ich habe nun den Wunsch verspürt, ‘in den Keller der eigenen beschädigten Biographie’ hinabzusteigen…”
“Ich denke, dass Ihr Feature sehr mutig ist…”
“Lange ist mir ein Feature nicht mehr so unter die Haut gegangen…”
➤MANUSKRIPTE