Das Logo des Abendlands
NDR Info / Feature-Redaktion 2008 – Dauer 54:10 – Erzähler: Der Autor
PRESSETEXT:
Seit dem vierten Jahrhundert ist das Skandal-Kreuz von Golgatha anerkanntes Logo der Christenheit – ein verbindendes aber auch spaltendes Symbol, das zur Andacht einlädt oder Hass erzeugt; Signal des Friedens oder Feldzeichen für plündernde und mordende Soldatenhaufen; missbraucht als Flammenkreuz des Ku Klux Klan und trivialisiert als Modeaccessoire zwischen Boxenluder-Brüsten.
Die globale Auseinandersetzung der Kulturen und Religionen im beginnenden Jahrhundert stellt alte Fragen neu: Verletzt das Anbringen des christlichen Symbols — zum Beispiel in Klassenzimmern – die im Grundgesetz „uneingeschränkt gewährte Religions- und Glaubensfreiheit” (Bundesverfassungsgericht)? Zählt die Darstellung des Gekreuzigten in der Öffentlichkeit zum tradierten Zeichenarsenal unseres Kulturraums wie bayerische Dirndl und alemannische Fastnachtsmasken oder stört das Kreuz durch seinen einseitig-appellativen Charakter den Gemeinschaftsfrieden ? Ist es gar die “Pfahlwurzel des Antijudaismus, der die zwei nachchristlichen Jahrtausende durchzieht und in Auschwitz kulminiert”, wie der bayerische Buchautor Dr. Konrad Riggenmann behauptet ?
Helmut Kopetzky hat sich auf die Spur des Kreuzes in Vergangenheit und Gegenwart begeben, alte Texte studiert und Zeitgenossen befragt: Gestalter und Darsteller von Passionsspielen; Gegner und Verteidiger im sogenannten “Schulkreuz-Streit”; Künstlerinnen, die sich an den Marterwerkzeugen von Golgatha abarbeiten; Theologen; einen Marketing-Fachmann zur Erfolgsgeschichte des christlichen “Firmenzeichens”. Er folgte den verkleideten Touristen, die während der Karfreitagsprozession schwere Holzkreuze (“Rent a Cross !”) durch die Altstadt von Jerusalem schleppen. Und er erinnert sich an die Schauder der Karwoche in seiner eigenen katholischen Kindheit.
➤MANUSKRIPTE